# Landschaft mit Satyrfamilie
[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
Inventarnummer: 638A
Beschreibung
In einer wilden Naturlandschaft, fern der menschlichen Zivilisation, spielen sich rätselhafte Szenen ab. Am Fuß einer steilen Felswand lagern, geschützt vom Dickicht, drei nackte Figuren auf einem üppigen Wiesenstreifen: ein brauner Satyr mit Hörnern und Bocksfüßen, eine hellhäutige Frau, wohl eine Nymphe, und ein Kleinkind, ihr gemeinsamer Sohn. Offensichtlich sind alle drei soeben durch zwei Eindringlinge aus ihrer mittäglichen Ruhe aufgeschreckt worden. Das Kind scheint durch die beiden alarmiert worden zu sein, die Frau blickt zu ihnen hinüber und macht den Satyr aufmerksam, der eine Keule packt und zur handgreiflichen Verteidigung seiner Familie bereit ist. Bei den beiden Gestalten, denen ihre Aufmerksamkeit gilt, handelt es sich um einen gänzlich nackten Mann mit einer Rute in der Hand und eine Frau in rotem Kleid, die er zu halten versucht; sie hat offenbar vor, mit ausgestreckten Armen und weiten Laufschritten nach rechts hin in den Wald zu fliehen. In der Ferne öffnet sich eine weite, im Sonnenlicht liegende Landschaft mit Gewässer und felsigen Bergen, in denen schemenhaft eine Burg oder Burgruine erkennbar wird.
Viel ist über die dargestellte Handlung gerätselt worden: Ist es eine antike mythologische Geschichte, unkonventionell erzählt und daher schwer erkennbar? Man dachte bei der Gruppe im Mittelgrund beispielsweise an Herkules und Dejanira oder bei der Familie vorne an das aus Italien bekannte Motiv eines Satyrn und einer Nymphe, doch müsste der Bocksbeinige dann der Nymphe auflauern – hier aber bilden sie eine harmonische kleine Familie. Es scheint näher zu liegen, dass sich hier frühe, mit dem Humanismus verbundene Vorstellungen von antiker Mythologie mit der im Norden Europas seit dem Mittelalter geläufigen Vorstellung der »Wilden Leute« verbinden, die bereits im 15. Jahrhundert oftmals als »Wilde Familie« vorkommen – aus dem ganz mit Haaren bedeckten, meist zierlichen »Wilden Mann« wäre dann hier der antikische Satyr geworden. Ohne Zweifel steht die kleine Gruppe im Vordergrund für ein »wildes« Leben in der Natur, ob sie aber zugleich auch auf animalisches Treiben und unkontrollierte Sinnlichkeit verweist, dürfte äußerst fraglich sein: Das Verhalten der drei wird als ganz menschlich gezeigt, als vorsichtig und sorgend, keineswegs als ungezügelt. Indes wird das Naturidyll zumindest von der bekleideten Gestalt und vielleicht auch von ihrem Verfolger weiter hinten gestört. Gehört Letzterer aber in den Wald, so wie die Familie? Um einen Satyr handelt es sich jedenfalls nicht, denn er hat weder Hörner noch Bocksfüße. So scheint es also ein menschliches Tun zu sein – vielleicht wirklich eine Begebenheit aus der klassischen Mythologie –, das die Naturfamilie aufschreckt. Das Eindringen in ihren Lebensbereich fern der Zivilisation scheint eine Provokation der friedlich ruhenden Geschöpfe zu sein.
Die kleine Tafel gehört zu den frühesten Werken Albrecht Altdorfers und zu den ersten Beispielen einer nicht-christlichen Ikonografie in Deutschland und generell außerhalb Italiens. Das wunderbare, fantastisch gewundene Laubwerk verweist deutlich auf die Inspiration durch die frühen Werke Lucas Cranachs, etwa dessen Berliner Flucht nach Ägypten. Wenig später sollte Altdorfer die ersten reinen Landschaftsbilder malen, die ganz oder fast ganz ohne Figuren und Narration auskommen.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei – Gemäldegalerie Berlin, 2019
SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. links auf dem Baum: 1507 / AA
Material/Technik
Lindenholz
Maße
23,1 x 20,4 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Albrecht Altdorfer (1480-1538)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=39151)
+ wann: 1507
+ wo: [Regensburg](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=3740)
- Verkauft ...
+ wer: [Barthold Suermondt (1818-1887)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=164569)
+ wann: 1874
+ 1874 Ankauf mit der Sammlung des Bankiers Berthold Suermondt
## Literatur
- Eissenhauer, Michael [HerausgeberIn] (2019): 200 Meisterwerke der europäischen Malerei – Gemäldegalerie Berlin, 2019. Berlin
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=868688)
## Schlagworte
- [Burgruine](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=12961)
- [Familie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=30)
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
- [Landschaft](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=858)
- [Lindenholz](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=6669)
- [Nymphe](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=9605)
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Stand der Information: 2021-07-23 16:35:16
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=868688&resolution=superImageResolution#1044939